Tag 09 : Traumplatzerl bei Nafplio -> Monemvassia


Arkadien kreuzen


Song des Tages: „Is it you?“ Vic Ruggiero


Am dritten Morgen packe ich ganz spontan zusammen, weil mich plötzlich die Straße ruft und ich das Gefühl habe, hier etwas zu verpassen. Entgegen den Warnungen meines Nachbarn fahre ich auf der allerkleinsten Straße, denn ich will keine öde Schnellstraße sehen, ich will quer durch Arkadien. Knapp drei Tonnen Franz schleppen sich mühsam im 2. Gang die Berge empor, bis nur noch Schotterpisten bleiben. Oben erwartet uns das Nichts. Stille über der weiten Ebene: kein Vogel-Zwitschern, kein Zikaden-Getöse, nur hier und da ein Ziegen-Glöckchen und das sanfte Gräser-Sirren. Ich platze fast vor Glück und tätschle Franz, der so tapfer mitmacht.

Im Schritt-Tempo mit offenen Fenstern kurve ich auf dem Hochplateau durch die Gegend und betrachte alles mit großen Augen, offenem Hirn und grinsend... Und während ich noch vor mich hin grinse, das Schotterrumpeln genieße und gar nicht weiß, wohin mit meiner guten Stimmung, wackelt es plötzlich komisch beim Schalten und ich merke, dass bei Franz gerade irgendetwas kaputt gegangen ist. Das ist nicht so optimal, hier oben... Aber er fährt und bremst ganz normal und es ist offensichtlich nur der Schalthebel, der nicht mehr ganz richtig funktioniert? Hoffentlich.

Ich vertraue darauf, dass es nichts Schlimmes sein kann und fahre mit ungetrübt guter Laune weiter abwärts, Richtung Meer. In dem Küstenort Monemvassia möchte ich mein Frappé-Stopp-Ritual einlegen, das heute in Ermangelung eines Cafés in den sehr spärlich gesäten Bergdörfern statt Vormittags eben am Nachmittag stattfindet. Beim Einparken trübt sich die gute Laune schlagartig, weil der Rückwärts-Gang mit dem kaputten Schalthebel eigentlich nicht mehr zu finden ist... Ich rühre, ziele, treffe dann doch, parke ein – und geh erstmal Kaffee trinken und die Stadt besichtigen.

Nach Kultur und Ritual ist es recht spät am Tag, keiner der Einheimischen weiss einen erreichbaren Campingplatz in der Gegend, es findet sich nirgends ein vertrauenserweckendes Stell-Plätzchen für mich und so haue ich ganz spontan die Bremse rein, als ich - schon in der Dämmerung - an einem kleinen Hotel vorbeisause. Ich lasse Franz nicht gerne draußen stehen und nach den schönen Nächten am Meer liege ich ausgesprochen ungern in einem Hotelzimmer. So viel Platz und Leere um mich, so weit weg vom Meer... Auch der schöne Pool und das große, saubere Bad versöhnen mich nicht mit dem schlechten Gewissen, dass mein Franz jetzt ohne mich übernachten muss...