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Song des Tages : „leider geil“ deichkind
„Auf dem Pfad zur inneren Ruhe liegen viele weggeworfene Äußerlichkeiten“
Ernst Ferstl
Der nächtliche Sturm war eher ein heftigeres Lüftchen und das Gewitter dann nur weit hinten über Corfu zu sehen: eine unspektakuläre, ruhige Nacht also und am frühen Morgen kann ich mich schon
wieder in die Sonne ans Meer setzen.
Der Abschied von diesem Platz fällt mir tatsächlich am schwersten von allen auf dieser Reise, denn er ist - trotz fehlendem Luxus wie Strom, Wlan, Dusche - perfekt für mich und mein
Urlaubsgefühl. Ich fühle mich hier extrem geborgen (durch gleichgesinnte Nachbarn, die einander sehen, aber in Ruhe lassen) und bin trotzdem super frei.
Aber... ich verabschiede mich trotzdem, denn ich habe die Idee, mir doch noch kurz die Berge anzusehen und auf einem der tollen Bäche dort oben eine Rafting-Tour zu machen. Und sobald ich im
Franz sitze und die Musik aufdrehe, freue ich mich über das Neue, das es heute zu sehen geben wird - es muss ja schon so bald Richtung Heimat gehen, dann möchte ich die letzten Eindrücke noch mit
aller Kraft einsaugen.
Sonst war ja Ancona mein Zielhafen, aber mit meiner Abneigung gegen diesen Teil Italiens möchte ich mir den Streckenabschnitt gerne sparen und mich diesmal in Venedig absetzen lassen. In den
letzten netzfreien Tagen konnte ich die (wenigen) Abfahrtstage nicht recherchieren - dann frage ich halt mal oldschoolmäßig vor Ort nach... In Igoumenitsa erkämpfe ich mir mit sehr unverschämtem
Fahrmanöver und passendem Grinsen einen Spitzenparkplatz, kaufe das perfekte Ticket für die Fähre am Samstag Früh und gönne mir ENDLICH (!) meinen Morgenfrappé im Straßencafé. Ich sitze und
gucke: alle so relaxed, gut gelaunt bummeln sie durch die Fußgängerzone, jeder kennt offenbar jeden und nach der völligen Frauen-Abwesenheit in Montenegros und Albaniens Straßenbild sehe ich
endlich wieder schöne, toll gepflegte Damen und Teenies ... extrem entspannt, die ganze Atmosphäre. Gefällt mir gut, ich fühle mich so wohl, dass ich mir nach dem Kaffee auch noch ein Gyros in
der nächsten Eckkneipe gönne.
Auf Lefkas niedergelassene Deutsche, die ich in Albanien traf, erzählten mir, dass die Anfeindungen gegenüber den Deutschen teilweise sehr deutlich geworden sind. In dieser Woche sollte ja eine
wichtige Entscheidung fallen, wie es mit Griechenland in der EU weitergeht - und ich habe natürlich keine Ahnung... Bißchen peinlich, aber so naiv kann ich allen weiterhin wenigstens ganz
unvoreingenommen und sehr freundlich begegnen.
Nach dem Stadtbummel erklimme ich laut beschallt mit Franz wieder eine recht steile, aber überraschend toll ausgebaute Strecke, die über wunderschöne Fernsichten nach Ioannina führt. Das in den
Gipfeln hängende Gewitter wirkt - in Kombination mit der völligen Abwesenheit von Menschen - ein wenig unheimlich... aber egal.
In der Stadt finde ich auf Anhieb den Campingplatz am See und im anrückenden Gewittersturm bringe ich mich und Franz nach unserer Verlotterung der letzten Tage wieder auf relativ sauberen
„Original“-Zustand: tut auch wieder gut!