diese farben!
Song des Tages: „Snow“ Red Hor Chilli Peppers
"Es wohnt Genuss im dunklen Waldesgrüne,
Entzücken weilt auf unbetretner Düne,
Gesellschaft ist, wo alles menschenleer, Musik im Wellenschlag am ewigen Meer,
Die Menschen lieb ich, die Natur noch mehr!"
Lord Byron
„...Step from the road to the sea to the sky
And I do believe what we rely on.
The more I see, the less I know,
The more I like to let it go...“
Ach, Franz. Gerade hatte ich Dir alles verziehen und mich wieder so entspannt mit Dir gefühlt... Alle Probleme schienen im Griff zu sein - und dann springst Du Depp wieder nicht an. Kein Mucks,
nur ein einziges Klacken des Anlassers. Erst dachte ich, dass vielleicht die Starthilfe-Batterie für den morgendlichen, kalten Start komplett voll sein muss, aber auch das Nachladen in der Lobby
des Hotels hat nichts geholfen. Franz schweigt und ich fluche laut. Versuche es mit zureden, draufhauen, wackeln, auf Anlasser klopfen, verwünschen... Nichts. In meiner Ratlosigkeit rufe ich dann
doch den ADAC an. Aber statt der erwarteten eloquent-freundlich englischsprachigen Dame antwortet ein barsches Nuscheln (russisch?), dann eine Warteschleife, wieder etwas Unverständliches,
Warteschleife - da lege ich einfach auf und gebe Franz die allerletzte (!) Chance: Klick, springt an, als sei gar nichts anders möglich. Ach Franz...
RICHTIG doll erleichtert fahre ich jubelnd vom Hof des greissligen Hotels und wende mich im tollsten Sonnenschein Richtung Westen. An der nächsten Tankstelle mache ich Franz ganz verwegen aus,
denn wenn es tatsächlich der Anlasser ist, dann ist die Nähe zu Riga bzw. zum Werkstatt-Angebot schon sehr sinnvoll. Aber er springt (natürlich mit Zusatzbatterie) brav an und wir cruisen
Richtung Fähre, der Küste entlang, weil ich unbedingt noch mehr Meer sehen will. Ich bin etwas enttäuscht, so wenig von der Ostsee gehabt zu haben. Sehr seltsam mutet mich die Abgewandtheit der
Bewohner an: es gibt praktisch keine Uferpromenade, keine Häuser entlang der Küste - alles sehr weit zurückversetzt, als ob die Balten ihr Meer so sehr fürchten oder es richtig missachten. Ich
frage da mal nach, das interessiert mich.
Die Landstraße führt wieder - nicht überraschend - ausschließlich durch Wald. Irgendwo halte ich an und gehe zu Fuß Richtung Meer: WOW! Diese Farben, diese Leere, diese Ruhe. Wie
wunderwunderbar... Gebannt gehe ich über den im Schatten gefrorenen Sand zum sanft dahinkräuselnden Meer und bleibe ewig still stehen. Großartig!
Diese Farben schliesse ich im Kopf ein...
Dann lache ich sehr über diese lustigen Straßenschilder und wundere mich über die vielen Fußgänger jeden Alters, die völlig entspannt wie selbstverständlich vom Nichts ins Nichts zu gehen
scheinen.
In Ventspils lande ich auf dem recherchierten hafennächsten Campingplatz und stehe in dem riesigen Areal mutterseelenallein. Ich habe nach Verkabelung, Aufräumen, Wäsche waschen und Arbeit noch
genug Sonne für einen Abendspaziergang und entdecke hinter breiten Dünen einen superschönen weiten Sandstrand. Sehr feiner Reiseausklang: barfuß im Sand auf der Düne sitzend...