Und: verknallt.
Song des Tages: „Coming home“ Leon Bridges
Mein „Camperpark“ ist super. Schön und gepflegt, ausgesprochen freundlich und das Beste: perfekt angebunden. Mit Klapp(er)radl Ernie steige ich in die Tram, bin in 30 Minuten im Zentrum - und bin
vom ersten Moment an begeistert. Auch wenn ich in den beiden Tagen lerne, dass die beeindruckenden Fassaden nach Kriegsende nur „in etwa“ nachgebaut wurden (die historisch wertvollen Gebäude
natürlich ganz exakt) und die ganze Innenstadt daher eher ein Blendwerk ist - aber es ist ein schönes Werk! Die Touristenströme, Kitschstände, Verkaufsbuden... (ich möchte nicht wissen, was hier
im August los ist!) sehe ich kaum, da ich die ganze Zeit nur gebannt an die Häuser starre und mich an dieser Detailvielfalt ergötze. Ich klappere mit Ernie kreuz und quer durch die Straßen und
nehme dann eine „Wassertram“, die mich durch die Stadt, entlang der Werft (Aaah: ich steh einfach auf diese Industrieanlagen!) und bis zur Westerplatte schippert.
Geschichtsunterrichtauffrischung: Hier wurden am 1. September 1939 (also gestern (!) vor 77 Jahren) die ersten Schüsse abgegeben und damit der Krieg „eröffnet“. Zum Gedenken ist hier ein riesiges
Park-Areal mit den historischen Bunker- und „Batterie“-Anlagen errrichtet - und es gibt die komplette Ausstattung zum Nachspielen an den Souvenirständen. Für die Mädchen Glitzerzeug, für die
Jungs Handgranaten und Knarren aus Holz, Gasmasken aus Plastik und allerlei passende Klamotten... Ich spreche den Verkäufer an, wer das Zeug kaufen würde und er sagt, dass Jungs aus aller Welt
sich darüber freuen, es läuft sehr gut, das Geschäft...
Ich freue mich natürlich, wieder etwas skuriles entdeckt zu haben und gleichzeitig gruselt es mich extrem: welche Eltern um Himmels Willen kaufen ihren Sprösslingen im Angesicht dieser Stätte, in
diesen Zeiten Waffen zum „spielen“? Den Verkäufer jedenfalls verwundert meine Frage sehr: „But it‘s just for fun!“... Irre!
Rechtzeitig vor Dunkelheit bringt mich die Tram zum Campingplatz zurück und ich sehe mir noch den ganz nah gelegenen Strand an, der ein beliebtes Ausflugsziel der Danziger ist, obwohl inzwischen
die Aussicht vom Containerhafen etwas getrübt ist. Und während ich so im schnell kühler werdenden Sand sitze, beschließe ich, am morgigen Tag nochmal Danzig zu genießen. Und das will was heissen,
bei mir, die ich doch sonst so ungerne Städte besichtige...