Deutschland -> Fähre ab Kiel -> Klaipeda/ Litauen -> Kuhrische Nehrung -> Lettland
-> Liepaja -> Riga -> Estland -> Peipussee -> Lettland -> Fähre ab Ventspils
-> Travemünde/ Deutschland
Mit einem ziemlich maroden Auto, etwas Widerwillen gegen das Wegfahren und einigen Befürchtungen ob der zu erwartenden Kälte habe ich die Tour angetreten - und bin total begeistert über eine
großartige Reise mit unglaublich schönen Natur-Eindrücken, erfolgreich gemeisterten Schwierigkeiten, herzlichem Lachen, sehr viel Schmunzeln (über mich!) und vielen tollen Begegnungen mit
Herzens-Menschen.
“To travel is to discover that everyone is wrong about other countries.” Aldous
Huxley
„... I only see you when you're walkin,
walking to somewhere.
You are so restless:
what can be over there?
I only see you when you're walkin,
walking to somewhere.
You are so restless:
it must be special there!...“
Relativ spontan: Franz darf nochmal raus in die Welt.
Gefühlt bin ich erst gestern aus unserem Sommerurlaub in Slowenien zurückgekommen, die herbstliche Kühle verführt mich ausserdem eher zum Einkuscheln in der Wohnung - aber: diesmal habe ich einen
„Auftrag“. Nicht wie sonst immer „nur“ die Sehnsucht nach dem Unterwegssein, sondern tatsächlich eine zu erfüllende Aufgabe, denn im Frühjahr kommt mein Buch „Cool Camping im Wohnmobil“ auf den
Markt und ich brauche dafür noch Input. Deshalb: auch, wenn ich eigentlich gerade ganz gerne daheim wäre, gerne still sitzen würde, gerne den normalen Alltag leben würde - raus und auf in den
Norden!
Das Baltikum ist das Ziel: meine persönliche „Terra incognita“ - unentdeckt und mir total fremd.
Ich bin unglaublich gespannt und auch ein bisschen aufgeregt... aber ich freue mich so auf das völlig Fremde, auf die nördlichen Menschen und auf eine vielleicht wirklich andere Welt... Ich habe
bewußt nichts darüber gelesen, habe keine Ahnung von nichts, aber ich weiß, dass ich schon ewig dort hin will, dass dort irgendetwas Besonderes ist.
Franz ist allerding schlecht beinander: Das Elektrikproblem ist unlösbar und nervt kolossal!!! Die neue Lichtmaschine liefert nicht genug Strom, der Ruhestrom ist dreimal so hoch, wie er
eigentlich sein dürfte, die Batterie muss also bei jedem Stillstand abgeklemmt werden. Die Gas-Standheizung habe ich ums Verrecken nicht zum Laufen gebracht, der Kühlschrank geht eh nicht, die
Wasserpumpe stottert nach wie vor... an die Kupplung denk ich jetzt mal nicht.
Egal!
Es wird schon werden, denke ich so beim Einsteigen, freue mich (wie jedes Mal!), dass Franz anspringt und staune über ein nächstes Elektrik-Phänomen: der Warnblinker geht nicht mehr aus. Hmm, das
ist ungut. Also probiere ich alle Sicherungen aus und tatsächlich ist irgendeine versteckte dafür zuständig. Warnblinker geht aus, ich fahre los und wundere mich einfach nicht mehr. Aber schon am
nächsten Halt springt Franz nach dem Tanken nicht mehr an. Liegts an der Sicherung? Also die wieder rein, Franz springt an, Warnblinker bleibt aus - na also: läuft doch! Wie auch immer...
Abends finde ich einen Campingplatz bei Leipzig, der eigentlich schon Winterruhe hat, dessen Tor mir aber netterweise gegen kleines Bargeld für die Nacht geöffnet wird. Ich streife lange durchs
Dorf, gehe früh schlafen und komme endlich in den Zustand der Freude, wieder unterwegs sein zu dürfen!
Morgen Abend fährt die Fähre von Kiel nach Klaipeda/ Litauen: bin ich gespannt.
Kalt ist es im Franz, 5 lausige Grad. Dank doppelter Bettdecken-Schichtung kein Problem, zum Aufstehen allerdings sportlich. Aber schon als die Kanne Tee kocht, zeigt das Thermometer „kuschlige“
10 Grad an. Ist halt keine reine Spaß-Tour, diesmal.
Ein spektakulärer milchig-dunstiger Sonnenaufgang über die Fluß-Aue versüßt mir die Kälte und den Tee trinke ich eingemummelt draussen an den Bus gelehnt. Dank abgeklemmter Batterie startet Franz
einwandfrei, ich winke der netten Platzchefin zurück und hole mir kurz drauf einen Kaffee bei McDonalds. Und schon bockt der Franz schon wieder. Aber: cool bleiben, nicht ärgern, zweimal um das
Auto gehen und durchschnaufen... reinsetzen und: springt an. Einfach nicht nachdenken, einfach fahren.
Und als ich noch über die Landschaft, über dieses platte, für bayerische Augen so dünn besiedelte Land staune und mich an der entspannt-leeren Autobahn und meinem mit 100 Sachen brav
dahinschnurrenden Franz erfreue - beginnt es ausgesprochen unangenehm zu ruckeln. Ach, Franz.
Runter vom Gas, rauf auf den nächsten Rastplatz. Kann ja eigentlich nur irgendwas am Reifen sein, denke ich, trete an die Räder und spüre tatsächlich, dass sich das rechte Hinterrad ungesund auf
der Achse bewegen lässt. Auch der dazu getretene Litauer rät in perfektem Englisch von der Weiterfahrt ab, tippt aufs Radlager und beglückwünscht mich zur ADAC-Mitgliedschaft. Ich mich
auch.
Drei Stunden später stehen Franz und ich vor einer Renault-Werkstatt in Nirgendwo. Der sehr freundliche Meister bemitleidet mich für meinem Schrotthaufen (O-Ton), erinnert schulterzuckend an den
morgigen Feiertag, bestellt das Ersatzteil, verspricht den Mechaniker für Montag Früh und hat nichts dagegen, als ich ihn frage, ob ich bis dahin auf dem Nachbar-Feld campieren dürfte. Ich lasse
mein Laptop in der Werkstatt-Küche laden und stelle mich auf das hübsche Maisfeld... aber bei genauerem Nachdenken fällt mir auf, dass der einmalig geladene Laptop niemals bis Montag Früh reichen
wird, was mittlere Panik hervorruft. Also recherchiere ich doch den nächst gelegenen Campingplatz, besichtige auf dem Weg die Stadt Peine (mit St. Jakobi, einer der schönsten Kirchen, die ich je
gesehen habe!) und darf dann als einziger Gast in einer riesigen Geisterstadt von Wohnwagenburgen herrlich abgelegen direkt am See parken: ein Traumplatz - Glück gehabt!
Zwei Tage Stillstand weil Feier- und Sonntag. Das super Wetter und der nette Platz machen es mir leicht, die beiden Tage zu stehen. Die gebuchte Fähre konnte ich unkompliziert von Freitag auf
Dienstag verschieben und so verbringe ich die beiden Tage mit viel arbeiten, spazieren, Feuerholz sammeln, Haushalt... Langweilig wird es mir echt nie!
Obwohl ich am Campingplatz-Strom angesteckt bin, leuchtet das Warnsignal der Innenraum-Batterie. Also klemme ich sie ab (wofür ich den halben Franz umbauen muß) und denke über den Grund für die
Entladung nach. Also baue ich das Elektronik-Steuergerät aus: hier bestätigt sich meine Vermutung. Lösbar ist es aber nicht - darauf trinke ich erst mal einen Kaffee (vom Gasherd). Ab jetzt habe
ich weder Licht, noch Wasserpumpe, noch Kühlschrank. Egal, gibt schlimmeres! Ein bisschen Licht schafft die Campinglaterne, waschen/ spülen muss ich halt auf dem Platz machen (auch wenn es in der
Früh echt kalt ist) und den Kühlschrank habe ich schon lange abgeschrieben, hab halt nur unverderbliches dabei. Für meinen Rotwein brauche ich keine Kühlung...
Die Hauptsache ist, dass der Franz fährt und zuverlässig anspringt - alles andere betrachte ich als Luxus, der halt nicht ist. Und das Start-Problem habe ich gelöst, indem ich die
Motorraum-Batterie bei jedem Stillstand abklemme, damit die Batterie nicht durch irgendeinen unbekannten Verbraucher geleert wird. Fahren zu können ist das einzig wichtige, denn ich will ja was
sehen auf der Reise...
Und das Perfekte: ich sitze am Abend an "meinem" Strand vor einem Feuerchen und brutzle mir mein Abendessen - mehr brauche ich nicht zu meinem absoluten Glück!
Superfrüh raus: superdunkel, superkalt.
Und Franz überlegt sich das Anspringen bis zum letzten Funken Batterie - offenbar ist das Abklemmen doch nicht der Weisheit letzter Schluss...
In der Werkstatt erwarten sie mich schon, ich dürfte bei Filterkaffee und Wlan im Wartezimmer warten, aber ich sehe mir die Reparatur des Radlagers lieber von der Nähe an und quatsche fast 2
Stunden mit dem Mechaniker: ich will mein Auto einfach verstehen!
Nach der Bezahlung springt Franz gar nicht mehr an - letzte Lösung: im nahegelegenen Baumarkt kaufe ich ein mobiles Starthilfe-Pack. Dieser Kauf macht mich wieder gelassen, da ich damit wieder
überall autark bin.
Sehr fröhlich sause ich gen Norden und bemerke, wie seltsam mein innerer Kompass diese Richtung findet: den Sonnenstand zu dieser Uhrzeit auf dieser Seite heißt eigentlich immer Heimfahrt - und
heut geht die Reise erst los... Komisches Gefühl.
Dank bestens ausgebildetem und engagierten Bodenpersonal (Danke, Niki!) bekomme ich auf Anfrage den Tipp geschickt, wo in Hamburg sich 2 Stunden Aufenthalt am besten geniessen lassen und so finde
ich auf Anhieb die sehr tolle Kneipe „Strandperle“ direkt am Elbufer. Herrlich: Sonne im Gesicht, Bier in der Hand, Füße im Sand und in der Nase schon eine Ahnung vom Meer...!
Kurz hinter Kiel finde ich in Heikendorf einen Campingplatz auf dem Deich mit dem Blick auf die Kieler Förde. Duschen, Abspülen, die vorbeiziehenden Schiffe betrachten und das dufte neue
„Powerpack“ anstecken, damit ich mir ab morgen entspannt selbst Starthilfe geben kann.
Ich muß erst um 14 Uhr am Hafen um die Ecke sein, so könnte ich relativ entspannt zusammen packen, vor allem weil es nieselt und ich ganz gut was arbeiten könnte - aber an diesem Platz herrschen
klare Regeln: Check Out um 11. Egal, sehe ich mir Kiel noch an.
Als ich die Zusatzbatterie ab- und gleich bei Franz anstecken will, bemerke ich, dass sie nicht geladen ist. So, jetzt fange ich langsam an, mich zu ärgern: warum muss denn bitte zu allen
Elektrik-Problemen auch noch das neu gekaufte Elektrik-Problem-Löser-Teil kaputt sein? Aber ich ziehe weiter mein Nicht-ärgern-und-nicht-weiter-nachdenken-Programm durch und mache mir erstmal
eine Tee, um mir klar zu werden, was ich jetzt machen kann.
Und wie toll: mein „Yogi-Tee-Orakel“ bringt den tagesaktuellen Super-Spruch: „Ziel des Lebens ist, sich an jedem Moment zu erfreuen“ - Richtig! Ich freue mich, trinke im Nieselregen den Tee, sehe
die Schiffe vorbei ziehen, lasse mir den Weg zum Baumarkt erklären und bettle auf dem Platz nach Starthilfe.
Erst im übernächsten Laden kann mir ein ganz großartig serviceorientierter Mann die Profi-Ausstattung besorgen lassen. Das doofe Powerpack bekommt einen deutlich teureren, aber extrem
professionell aussehenden „Reanimator“ als Ersatz - und weil ich weiter nachgedacht habe, kaufe ich auch noch ein Batterie-Ladegerät dazu, damit mir niemals die Musik beim Fahren ausgeht, denn
DAS wäre tatsächlich ein Heimfahrgrund!
Die Fähre lässt pünktlich einschiffen, unter Deck werden die Autos und LKWs für mich überraschenderweise angekettet. Kenne ich sonst nicht und auf meine Nachfrage erhalte ich die Auskunft, dass
Sturmwarnung besteht. Na super. Mich gruselts.
Als ich mich am Oberdeck im Regen und im aufziehenden Sturm von Land verabschiede, wäre ich so viel lieber daheim im Warmen auf meiner Couch... ich sehne mich sehr nach Gemütlichkeit.
Auf der Suche nach einer ruhige Ecke, in der ich die Zeit bis zum Schlafen zu verbringen gedenke, komme ich mit zwei entspannten Nordlichtern ins Gespräch, die mir das Unwohlsein vor der
stürmischen Überfahrt nehmen und mich mit mehreren Bieren und sehr interessanten Gesprächen vom geplanten Arbeiten abhalten. Ein sehr netter Abend!
Zu ersten Mal durfte ich auf einer Fähre nicht in meinem Franz-Kokon schlafen, sondern habe eine 4er-Frauen-Kabine gebucht. Innen, ohne Aussicht, weil billiger. Find ich mittelgut, ist aber mal
eine Erfahrung wert.
Mein letztes Bier wollten die beiden anderen Kabinen-Kolleginnen nicht abwarten, denn als ich mich nach der letzten Zigarette (im Turbo-Sturm!) ins Bett legen wollte, ist es schon stockfinster in
meinem Zimmer. Also tappe ich im mir fremden Raum möglichst leise umher und versuche, niemanden zu wecken. Aber die Toilette ist verstopft, na super! Dann husche ich halt mit meinem Schlafgewand
noch rasch über die Gänge, egal. Als ich zurückkomme, bemerke ich laut lachend, dass ich in der Dunkelheit statt der Zimmer- doch die EC-Karte aus der Jeans gefingert habe... Gackernd tappe ich
also im Schlafanzug zu Rezeption, dann zur Bar, dann mit Security-Mann zurück zu meiner Kabine. Typisch - aber lustig!
Geschlafen habe ich trotz (oder wegen ?) dem sehr deutlichen Geschaukel ganz hervorragend! Beim Frühstücksbüffet treffe ich die beiden „Jungs“ wieder und wir setzen das Ratschen fort. Der Sturm
(immerhin Windstärke 6-7) ist an Deck so stark, dass man kaum auf den Beinen bleibt und die Sonne strahlt dazu: ein Wetter nach meinem Geschmack, obwohl ziemlich kalt.
Sehr pünktlich erreichen wir Klaipeda in Litauen: die Mündung der Memel ist reines Industriegebiet - ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte, aber offenbar war es früher der größte
russische Flottenhafen... Runter von der Fähre (Ja! Franz springt dank „Reanimator“ komplikationslos an!) und - nach der Alkoholkontrolle (mit ins Röhrchen pusten!) bei Hafenausfahrt - erstmal
Richtung Süden zur kurischen Nehrung, den Nationalpark direkt an der russischen Grenze.
Eine kleine Fähre setzt uns über die Memel, auf einer schmalen schönen Strasse fahre ich langsam durch dichten, hohen Mischwald. Die Sonne blitzt durch die Stämme und ich geniesse den Anblick. Am
Ende der Landzunge finde ich in Nida den Campingplatz und richte mich in der Nähe der beiden einzigen anderen Autos (und natürlich eines Stromkastens) häuslich ein - endlich habe ich das Gefühl,
dass ich wieder richtig auf Reisen bin!
„...Wir liegen lachend in den Trümmern
und fühln uns frei,
wir sind 30 Fuß high und steigend.
Zuhause ist da, wo man sich vermisst,
doch wir glauben an ein Licht,
das niemals verlischt....“
Ich stehe im Wald. Der Campingplatz ist - bis auf ein Schweizer Weltreisemobil - völlig leer. Und ich fühle mich ausgesprochen wohl hier. So entscheide ich spontan wegen der Arbeit, die sich bei
mir (wegen der verquatschten Fährtfahrt, auf der ich ja eigentlich durcharbeiten wollte) angestaut hat, heute schon wieder stehen zu bleiben: sehr ungern, weil ich wieder nichts genug sehe von
der Welt, aber ich habe vesprochen, zu arbeiten und es hilft heute nichts... Bis die Sonne hinter dem Wald hervorkriecht und mich mit ihrer Kraft aus dem Franz herauslockt, heize ich den
Innenraum mit der offenen Gasflamme kuschlig warm und bin konzentriert bei der Sache.
Zur Belohnung gibt es einen laaangen, tollen Spaziergang über eine der größten Dünen Europas. Ich laufe ewig barfuß über den kalten Sand, über die völlig menschenleeren Hügel und bin sehr
beglückt über diese grandiose Natur und das Gefühl, hier völlig allein zu sein und mich trotzdem geborgen zu fühlen. Das zugehörige Dorf Nida ist wirklich wie aus dem Bilderbuch: unfassbar sauber
und aufgeräumt, mit seinen pittoresken Holzhäusern und den netten Gärten.
Was mich tatsächlich extrem beeindruckt: diese absolute Stille. In meinem Wald höre ich wirklich keinen (!) einzigen (!) Ton. Verrückt.
Am nächsten Tag „entkable“ ich meinen Franz: all mein Elektrokram ist aufgeladen und selbst die Batterie ist tatsächlich wieder gefüllt - und los. Die Kuhrische Nehrung besteht ja nur aus einer
langen Straße durch den Wald. Um das Meer zu sehen, muss ich einen kleinen Stop machen und rüberspazieren. Auf der Düne sitzend genieße ich einen traumhaft klaren, weiten Blick, ganz ohne Mensch.
Toll.
Ich nehme einen sehr lustigen alten Herrn mit, der als Anhalter am Straßenrand steht. Leider können wir uns nicht unterhalten, aber er sieht großartig aus mit seinem riesigen Hut. Die kleine
Fähre bringt mich wieder ans Festland und jetzt drücke ich auf die Tube, um mal ein paar Kilometer zu machen! Unterwegs gable ich einen spanischen Tramper auf, mit dem ich laut lachend die
nächsten Kilometer verbringe. Auf völlig unspektakulärer Strecke, quasi nur durch den Wald und ohne Aussicht kreuzen wir die Grenze nach Lettland. Als ich Miguel in der nächsten Stadt, Liepaja,
absetze, entscheide ich spontan, die Jungs von der Fähre zu besuchen, die erzählten, dass sie hier in der Nähe mit Freunden in einer Jagdhütte wohnen und neben der ich parken könne.
Gute Entscheidung: ein lustiger, langer Abend - sogar mit Tanzbein schwingen...
"Uz veselibu" (sprich: os wesseli bu) heißt übrigens Prost (reicht auch nur "Bu"), Danke Andris.
„...Everyday I spend my time
drinking wine, feeling fine.
Waiting here to find the sign
that I can understand
Yes, I am...
So everyday I spend my time
drinking wine, feeling fine.
Waiting here to find the sign
that I should take it slow...“
Sorry, Reiseplanung - ich kann heute nicht. Ich mag ausschlafen und es laaangsam angehen. Ich stelle mich an den See und glotze erstmal eine Weile: herrlich. Wieder dieses NICHTS an Geräusch -
ich höre richtig echte Stille... Was für ein Genuß!
Ich sitze und arbeite den Tag am See, die Sonne meint es wieder sehr gut und wärmt mich. Abends fahre ich zum versprochenen Hirsch-Gulasch zurück zu der Hütte und verbringe wieder einen sehr
schönen Abend.
Am nächsten Vormittag noch einen kurzen gemeinsamen Stadtbummel durch Liepaja: hier sehen wir zwar beeindruckende 5-Sterne Hotels und die nagelneue Philharmonie mit stahlblauer Glasfront - aber
vor allem auch ziemlich bröckelige Fassaden und aufgerissene Strassen. Es ist hell und weitläufig, die Geschäfte sehen gut aus, aber die Krise, von der auch der Angler am See gesprochen hatte,
blickt hier deutlich aus den Fenstern der ziemlich abgetakelten Häuser heraus. Jedenfalls in den paar Strassen, die ich gesehen habe...
Durch einen Zufall stolpern wir in ein supernettes Café, das mit deutlich sichtbarem Herzblut von einem jungen Letten erst vor zwei Monaten eröffnet wurde und scheint, als stünde es direkt
in Berlin. Lettischer Kaffee, faul rumsitzen, einfach nichtstun: schönes Leben!
Aber ich muss weg, mich drängt's in den Norden, auf die Straße! Ich hab noch was zu tun, will vor allem noch was sehen - also haue ich am Nachmittag ab. Verabschiedung von der sehr duften
Jungs-Combo, Franz springt an und über weites, goldüberflutetes Land mit ohrenbetäubend lauter Musik sause ich nach Riga.
Für Riga haben mir die netten Schweizer Campingplatz-Kollegen einen Stellplatz direkt an einem Hotel genannt, den ich direkt ansteuere. Aber als ich im Dunklen, Kalten, Nebeligen aussteige, um
mich an der Rezeption anzumelden... da entscheidet superspontan mein zweites Ich, das Luxusweibchen: einchecken in ein warmes, helles Hotelzimmer. Eine laaaange heiße Dusche, ein richtiges
Zimmer, schnelles Wlan und eine echte Heizung... Ha. Verdient!
Nicht schlecht, im warmen Zimmer aufzustehen... und dann im Warmen zu frühstücken. Aber fad.
Also weiter, durch Riga durch. Ich würde mir so gerne die Zeit nehmen und diese Stadt besichtigen, von der schon so viele geschwärmt haben - aber um sie wirklich zu sehen, bräuchte ich wirklich
viel mehr Zeit. Ich hebe mit Riga einfach als gute Idee für einen Städtetrip auf und fahre fasziniert einmal quer durch. Bis bald!
Dann: ausschließlich Wald. Immer geradeaus. Ich gerate in tiefe Meditation bei 100 Sachen auf der fast leeren Strasse: so könnte ich ewig dahin fahren... Aber ich vermisse eine Aussicht extrem!
Ich kann an einer Hand abzählen, wann ich das Meer gesehen habe - sehr schade!
In Ermangelung an schönen Parkplätzen fahre ich ohne Pause einfach durch, überquere die fast unsichtbare Grenze nach Estland und komme in Pärnu an. Es liegt eigentlich auch am Meer, aber ich
parke Franz möglichst zentral und bummle durch dieses extrem sympatische, ziemlich touristische Städtchen mit kleiner Fußgängerzone und wirklich netten Geschäften. Erstaunlich finde ich, dass
bisher alle Balten beneidenswert gut Englisch sprechen und ich überhaupt kein Problem habe, mich durchzufragen oder zu quatschen. Das erhöht mein total entspanntes Gefühl. Irgendwie fühle ich
mich daheim... obwohl es hier oben so deutlich anders aussieht, als alle Städte, die ich bisher gesehen habe. Es liegt wahrscheinlich daran, dass das Verhalten der Bevölkerung so überraschend
bekannt ist - anders als beispielsweise auf dem Balkan. Ich bin jedenfalls erstaunt und sehr fröhlich, mich hier so wohl zu fühlen.
Nach meinem langen Stadtbummel (und vor allem nach Modern Talking mit "Chery Chery Lady" aus dem Lautsprecher einer Kneipe) habe ich keine Lust mehr auf die Weiterfahrt und stelle mich mitten in
der Stadt auf den Campingplatz, umzingelt von finnischen Rentnerpaaren. Dank der Bewölkung ist es (entgegen der letzten sternenklaren Nächte) einigermaßen erträglich kühl, also kann ich endlich
mal wieder noch bis zur Dunkelheit draussen sitzen - und dann darf ich mir eine mitgebrachte Portion vom hervorragenden Hirschgulasch aufwärmen, über die ich mich sehr freue! Danke, Thomas.
An diesem Punkt der Reise weiß ich, dass die zweite (noch nicht angebrochene) Gasflasche garantiert bis zu Hause reichen wird - und so gehe ich völlig hemmungslos mit dem Gas um... Meine neue
Einstellung zur persönlichen Energiekrise bedeutet einen Innenraum mit Wohlfühltemperatur und damit endlich den Fleecepulli und Schal aus lassen zu können. Wenn allerdings der Herd (bzw. meine
Heizung) wieder aus ist, dauert es nur etwa eine halbe Stunde, bis sich die Wärme durch alle ungedämmten Fenster verzogen hat und wieder Aussentemperatur herrscht. Aber egal: bisher hat es sich
gut aushalten lassen und hier oben ist es sowieso deutlich wärmer als die letzten Tage.
Nach dem Abfahrtsritual sause ich wieder durch ewigen Wald bis Tallinn. So toll soll diese Stadt sein, sie wird als der „Stolz der Esten“ bezeichnet. Zuerst fahre ich planlos in die Stadt ein,
ich will mich - wie immer - erst einmal durch die Straßen treiben lassen und mir die „Normalität“ ansehen, bevor ich mich zum Touristen-Hotspot begebe. Die Strategie, sich durch Nebenstraßen zu
lavieren, hat sich sehr bewährt und zeigt mir immer das wahre Gesicht.
Es ist nicht so, dass es dauernd passiert, aber das ein oder andere Mal wird mir, bzw. mir und Franz (die Kombi macht‘s) ganz fröhlich zugegrinst - aber noch bevor ich in Tallinn Mitte bin, haben
mir etliche Esten Daumen hoch gezeigt oder Victory bedeutet und gelacht... Offenbar kommt das hier wirklich seltene deutsche Kennzeichen dazu, um respektvoll und freudig auf unser Erscheinen zu
reagieren? Lustig!
Ich finde die Balten jedenfalls immer sympatischer... auch die Tatsache, dass sie an den Zebrastreifen ganz selbstverständlich anhalten, oder ältere Damen höflich über die Straße bitten - ganz
anders als ich es vor ein paar Monaten in Montenegro erlebt habe, wo ich gewarnt wurde, am Zebrastreifen zu halten, weil ich sonst einen Auffahrunfall riskiere. Entspricht eher meiner Fahrweise,
die baltisch/deutsche.
Das Wohngebiet rund um die historische Altstadt wirkt gemütlich auf mich. Nicht reich, nicht besonders gepflegt - aber licht und weit, sauber und einfach ehrlich. Vielleicht sind es diese
Holzfassaden, die sich so charmant geben?
Der Stadtkern... Ja, mei: nice to see, aber für meinen Geschmack zu austauschbar. Ich komme nicht drauf, an welche Stadt mich dieser mittelalterlich-gotische Stil mit seiner Unmenge an
Touri-Restaurants und Andenkenshops erinnert - ist auch egal. Ich streife kurz durch die Gassen und etwas länger durch die tollen Nebengassen, bevor ich lieber wieder das Weite/ Neue suchen will.
Trotzdem würde ich mich gerne auch hier mal intensiver umsehen, damit ich all die interessanten Hinterhöfe und Museen besichtigen kann. Heute reicht es nur für einen Kaffee (3.50 Euro - damit
mehr als doppelt so teuer, wie überall anders bisher) auf dem Rathausplatz.
Zurück auf die herrlich ausgebaute Autobahn Richtung Osten/ russische Grenze. Durch den Wald getanzt bei konstanten 90 km/h und schon steuere ich (endlich mal mit kurzem Blick auf das Meer) den
Campingplatz an, der auf der Karte als der letzte vor meiner 90° Kehre Richtung Süden verzeichnet ist. Gefunden: geschlossen. Mist, denn es ist kurz vor Dunkelheit und das macht mich immer etwas
unentspannt.
Bevor ich jetzt schlecht gelaunt auf unbeleuchteten Straßen herum kreuze, nehme ich mir kurzentschlossen ein sehr nettes Zimmer in einem ausgesprochen romantischen Hotel. Riesenbett,
Fußbodenheizung, ultraschnelles Wlan (selbstverständlich ohne Passwort: Standard bei den Esten!), Tee und Kaffee auf dem Zimmer, Riesenbad... Alles richtig gemacht!
"Ein Problem ist nur eine Lösung in Arbeit"
Hermann
„....It‘s only gonna take a little time
before we start to lose our minds...“
Abfahrt mit einer 90° Wende - von Nord-Ost nach Süden... und es ist wie auf jeder Reise: der Richtungswechsel macht mich sehr sentimental. Es war viel zu kurz hier, ich habe viel zu wenig gesehen
... Aber es war ja eigentlich auch nur geschenkte Zeit für den „Business-Trip“ des Buchs: da darf bzw. will ich mich überhaupt nicht beschweren!
Also steuere ich das letzte meiner ganz wenigen vorab ausgedachten Ziele an: den gigantisch grossen Peipussee ganz im Osten Estlands, dessen andere Uferseite schon in Russland liegt. Spontan
folge ich einem Campingplatz-Schild in den Wald hinein und bin ungläubig vor Freude, als ich in dieses Areal einfahre: hohe, freundliche Kiefern in hellem Lichtgrün und dann dem Ufer entlang
verstreute Feuerstellen und überdachte Sitzgelegenheiten, locker verteilt und (in dieser Jahreszeit) völlig menschenleer: grandios!
Und der See: Ach, schön! Ich liebe Herbststimmung, die tiefen Wolken und die Kälte, das grandiose Sandgrau-Stahlblau-Spektrum...
Das ist ein Platz so ganz nach meinem Herzen, auf dem ich zu gerne heute (und vielleicht länger) bleiben würde, wenn es die Zeit erlaubte. Ich bin völlig alleine und mit mir ist nur das
streichende Rauschen des Windes und das ganz schüchterne Tröpfeln des Regens. Stehen und geniessen!
Aber ich bin etwas unruhig, denn die bis zur Fähre noch vor mir liegenden Kilometer müssen heute mindestens zur Hälfte weggearbeitet werden... Und auch wenn die Straßen perfekt ausgebaut sind:
mit den erlaubten (und streng kontrollierten) 90 Sachen dauert es seine Zeit...
Wieder durchschneidet meine Route den Wald. Wenn ich diese Reise beschreiben würde, wäre es vor allem die Farbe grün-gold, die mich den größten Teil des Tages in Waldform umgibt... In der irrigen
Annahmen von Ablenkung lasse ich ein Hörbuch laufen - und schlafe in Kombination mit der Null-Aussicht fast ein. Also: Trucker-Lunch mit Kaffee an der Tanke und dann wieder sehr laute Tanzmusik,
bis die Boxen krachen! So vergeht die Strecke ganz geschwind und ich riskiere lieber Gröl-Heiserkeit statt Randstreifen-Kontakt mit zugefallenen Augen .
Um zur perfekten Abendessen-Zeit (also kurz vor dem Sonnenuntergang um ca 18 Uhr) geborgen auf einem netten Campingplatz zu stehen, suche ich auf der Karte nach dem besten Platz und sehe, dass
nur ein einziger bleibt, der geöffnet ist. Keine Zeit verlieren: ich folge dem Handy-Navi und biege in die Schotterstraße ein. Ich mag diese ollen Straßen, auch wenn diese so stark geriffelt ist,
dass ich hier extrem rumpelnd maximal 20 km/h fahren kann und das etwas nervt... Ich fahre und fahre und fahre - führt der Weg erst noch an ganz vereinzelten/ vereinsamten Ferienhäusern vorbei,
wird er dann immer schmäler, hubbeliger und dann sandiger, bis ich nach über einer halben Stunde hinter einer Kurve unvermittelt vor einem Sandhügel mit tiefen Spurrillen stehe. Ich lasse Franz
laufend stehen und gehe die Anhöhe hinauf, um den Boden zu testen: keine gute Idee, hier herauf zu fahren! Deutlich kann ich an den Spuren erkennen, dass hier kürzlich jemand mit Ästen
nachgeholfen hat, seine Kiste auszugraben - die Spuren zeigen aber auch, dass er es den Hügel nicht hinauf geschafft hat, sondern zurücksetzen musste.
Aber natürlich packt mich a) der Ehrgeiz, es doch zu schaffen und b) die Abneigung, die fiese Schotterpiste zurückrumpeln zu müssen und c) die sehr starke Sehnsucht nach dem nahegelegenen
Ruheplatz ... Mit viiiiiel Gefühl zwinge ich Franz. Er schlägt sich tapfer - aber wir schaffen es nicht: der Sand ist viel zu tief, zu weich, zu wenig griffig. Ich buddle die Vorder-Reifen aus,
schiebe mit meinen Clocks den Sand zur Seite, lege Zweige unter die Reifen, trample uns einen Weg frei... ich bin eine dreiviertel Stunde voller Elan, diesen Hügel zu überwinden... aber als ich
dann Starthilfe brauche, weil Franz abgesoffen ist und sein Kühler anfängt, durchzulaufen und zu guter Letzt sich auch noch die Dunkelheit auf das sandige Chaos herab senkt... lasse ich die
Vernunft siegen und fahre Franz rückwärts die erkämpften Meter des Hügels wieder herab. Weil die Piste viel zu schmal zum Wenden ist, steuere ich mit offener Fahrertür etwa 2 Kilometer den Weg
rückwärts zurück: ist gerade noch hell genug für dieses Manöver.
Mit gekränktem Sportsgeist ärgere ich mich ein wenig, dass meine vorletzte Lettland-Übernachtung auf dem zum Greifen nahen Campingplatz durch diese Sanddüne vereitelt wurde, aber ich zünde im
Geiste Hunderte von Kerzen an, dass Franz nicht komplett stecken geblieben ist, sondern mit mir nun wieder auf Riga‘s Teer kreuzt. Wenn es nicht dunkel geworden wäre (und mich mein deutlicher
Hunger nicht geschwächt hätte), hätte ich die paar letzten Meter auch noch gemeistert - aber Dunkelheit lähmt und verunsichert mich...
Inzwischen ist es stockduster und kalt: ich bin echt heilfroh, wieder auf der Strasse gelandet zu sein und nicht im Wald zu stehen. Kein anderer geöffneter Campinhplatz wird in der Nähe
angezeigt: also, auch wenn es mir sehr (!) leid tut, Franz schon wieder alleine zu lassen: Hotel! In Riga lotst mich mein Handy zu einer miesen Kaschemme von Hotel zwischen Lagerhallen und
Bowling-Bahn. Aber lieber hier, als weiter zu fahren.... Und mit Lachs, Käse, Schüttelbrot und Rotwein mache ich mir ein nettes Abendessen im (fiesen) Hotelzimmer...
"Es wohnt Genuss im dunklen Waldesgrüne,
Entzücken weilt auf unbetretner Düne,
Gesellschaft ist, wo alles menschenleer, Musik im Wellenschlag am ewigen Meer,
Die Menschen lieb ich, die Natur noch mehr!"
Lord Byron
„...Step from the road to the sea to the sky
And I do believe what we rely on.
The more I see, the less I know,
The more I like to let it go...“
Ach, Franz. Gerade hatte ich Dir alles verziehen und mich wieder so entspannt mit Dir gefühlt... Alle Probleme schienen im Griff zu sein - und dann springst Du Depp wieder nicht an. Kein Mucks,
nur ein einziges Klacken des Anlassers. Erst dachte ich, dass vielleicht die Starthilfe-Batterie für den morgendlichen, kalten Start komplett voll sein muss, aber auch das Nachladen in der Lobby
des Hotels hat nichts geholfen. Franz schweigt und ich fluche laut. Versuche es mit zureden, draufhauen, wackeln, auf Anlasser klopfen, verwünschen... Nichts. In meiner Ratlosigkeit rufe ich dann
doch den ADAC an. Aber statt der erwarteten eloquent-freundlich englischsprachigen Dame antwortet ein barsches Nuscheln (russisch?), dann eine Warteschleife, wieder etwas Unverständliches,
Warteschleife - da lege ich einfach auf und gebe Franz die allerletzte (!) Chance: Klick, springt an, als sei gar nichts anders möglich. Ach Franz...
RICHTIG doll erleichtert fahre ich jubelnd vom Hof des greissligen Hotels und wende mich im tollsten Sonnenschein Richtung Westen. An der nächsten Tankstelle mache ich Franz ganz verwegen aus,
denn wenn es tatsächlich der Anlasser ist, dann ist die Nähe zu Riga bzw. zum Werkstatt-Angebot schon sehr sinnvoll. Aber er springt (natürlich mit Zusatzbatterie) brav an und wir cruisen
Richtung Fähre, der Küste entlang, weil ich unbedingt noch mehr Meer sehen will. Ich bin etwas enttäuscht, so wenig von der Ostsee gehabt zu haben. Sehr seltsam mutet mich die Abgewandtheit der
Bewohner an: es gibt praktisch keine Uferpromenade, keine Häuser entlang der Küste - alles sehr weit zurückversetzt, als ob die Balten ihr Meer so sehr fürchten oder es richtig missachten. Ich
frage da mal nach, das interessiert mich.
Die Landstraße führt wieder - nicht überraschend - ausschließlich durch Wald. Irgendwo halte ich an und gehe zu Fuß Richtung Meer: WOW! Diese Farben, diese Leere, diese Ruhe. Wie
wunderwunderbar... Gebannt gehe ich über den im Schatten gefrorenen Sand zum sanft dahinkräuselnden Meer und bleibe ewig still stehen. Großartig!
Diese Farben schliesse ich im Kopf ein...
Dann lache ich sehr über diese lustigen Straßenschilder und wundere mich über die vielen Fußgänger jeden Alters, die völlig entspannt wie selbstverständlich vom Nichts ins Nichts zu gehen
scheinen.
In Ventspils lande ich auf dem recherchierten hafennächsten Campingplatz und stehe in dem riesigen Areal mutterseelenallein. Ich habe nach Verkabelung, Aufräumen, Wäsche waschen und Arbeit noch
genug Sonne für einen Abendspaziergang und entdecke hinter breiten Dünen einen superschönen weiten Sandstrand. Sehr feiner Reiseausklang: barfuß im Sand auf der Düne sitzend...
Der Wecker klingelt um 6 (also 5 Uhr deutscher Zeit). Es ist stockenduster, die Platzbeleuchtung ist noch aus und die Wiese ist gefroren, als ich zum Zähne putzen über den Platz gehe. In meinem
Bus sind ähnliche Temperaturen: ist schon eine Überwindung, aus dem Bett zu kriechen... Aber Franz hat offenbar den Ernst der Lage erkannt (?) und ist (mit Batterie-Pack) angesprungen - Glück für
ihn, Glück für mich. Aber er hat immerhin doch so lange gezögert, dass mir schon ein Fluch über die Lippen gerutscht ist, bevor der Diesel losgetuckert hat... Nervt!
Mit meinem eingeplanten Fehlstart-Zeitpuffer kann ich überpünktlich zu Sonnenaufgang auf die Fähre einchecken, meine gebuchte 4er Kabine ist mit nur einer einzigen Kollegin belegt, das macht es
entspannt. Trotz augenscheinlich ruhiger See schunkelt die relativ kleine Fähre deutlich, aber schöööön zahm durch den Tag und durch die Nacht. Ganz allein auf dem obersten Deck im dunklen Nebel
trinke ich mein Gute-Nacht-Bierchen und sehe ewig lang zwei mitreisenden Spatzen zu, die sich fröhlich flatternd über das Schiff jagen: es sieht wirklich so aus, als hätten sie einen Riesen-Spaß,
sich im Windschatten der Fähre mitten über dem Meer den Winden hinzugeben.
Morgens bin ich ziemlich aufgeregt, dass Franz hoffentlich bitte anspringt! Nach der Aktion in Riga, wo er fast 2 Stunden gebockt hat, kann ich jetzt nur hoffen, dass ich ihn nicht mit Hilfe
einiger starker Trucker zur Rampe schieben muss, um ihn dort zu versuchen, anzurollen. Denn bis der ADAC käme, wäre die Fähre schon wieder abgelegt und ich wieder unterwegs Richtung
Norden...
Aber Monsieur springt an und ich steuere, um nicht zu schnell nach Hause zu müssen, noch das mir völlig unbekannte Mecklenburg an, begeistere mich zwei Tage an dieser traumhaften Landschaft mit den herrlichen Alleen, sehe mir noch ein wenig das ostfriesische Meer an und fahre erst dann ganz entspannt im Sonnenaufgang Richtung Heimat.
Danke für eine wunderbare, entspannte Tour!!
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