song des tages: "lesson learnt" aaron Taylor
Mehr zum hübschen Campingplatz am See kannst Du auf meinem Blog lesen:
Auf diesem schönen "Agora Farmhouse Camping" bringe ich mich und Franz mal wieder auf einen guten Stand und verabschiede mich ungerne. Zu schön und gemütlich wäre hier jetzt ein freier Tag zwischen den Gänsen, Eseln und Katzen. Die Familie erzeugt Gemüse, Marmelade, Honig, Fisch, Wein, Säfte, Eier, Fleisch... in Bioqualität und entsprechend lecker soll das Essen sein, verrät mir das Paar mit dem ich gestern Abend noch Reise-Erlebnisse ausgetauscht habe. Hier könnte ich es aushalten, aber ich muss weiter, die Zeit rennt davon...
Ich will unbedingt noch den vielgerühmten Osum Canyon sehen, bevor ich über die Grenze nach Igoumenitsa zur Fähre fahre. Mein Navi zeigt mir einen Weg quer durch das Bogovë Naturreservat - klingt perfekt, denn so muss ich nicht die Strecke entlang der Küste nochmal fahren, die ich ja schon kenne.
Ich lasse mir keine Zeit in Berat zur Stadtbesichtigung, obwohl die Stadt einen sehr sympatischen EIndruck macht. Der Canyon wird touristisch groß ausgeschlachtet: sehr gute Straße entlang des Osum-Flusses, große Erklärungs-Tafeln, eine riesig Aussichts-Plattform und ein "Theater des Naturschauspiels" lassen den Canyon in schönstem Licht erstrahlen. Ich selbst finde ihn ganz toll, aber irgendwie nicht umwerfend. Und für eine Rafting-Tour, zum Klettern oder ausführlichen Erkunden habe ich leider viel zu wenig Zeit.
Österreicher machen mich darauf aufmerksam, dass laut ihrem Navi meine geplante Route eher eine Allrad-Strecke ist. Mit ihren sehr guten Albanisch-Kenntnissen befragen wir Einheimische nach der folgenden Straße Richtung Süden. Die Männer wackeln mit dem Kopf, sagen aber einhellig, dass man es schon schaffen kann. -- Naja und am Wollen liegt es definitiv bei mir nicht, vom Pamir Highway bin ich abgehärtet und kann mir nicht vorstellen, dass es unfahrbare Wege für mich und Franz geben soll... also werde ich die Route beibehalten und eben wieder langsam fahren. Ich freue mich auf die angezeigten 15 Rumpelkilometer bis zur nächsten Asphaltstraße.
Ich steige ein, erfreue mich über eine sehr schmale Bretterbrücke, lächle über mitteltiefe Furten und extreme Schlaglochumrundungen. Nach 3 Kilometern frage ich mich erstmalig ernsthaft, ob ich mit dem richtigen Fahrzeug unterwegs bin. Nach 5 Kilometern kommt mir ein Minibus voller Frauen entgegen, dessen Fahrer mir lachend den Daumen hoch zeigt - das gibt mir die Gewissheit, dass die "Straße" (die nicht annährend so genannt werden dürfte!) machbar ist. Ab Kilometer 8 suche ich angestrengt nach einer Umkehrmöglichkeit und finde zwischen Abhang und Fels keinen einzigen Flecken Spielraum auf der steilen Strecke. Beim 12. Kilometer schaffe ich endlich das Wendemanöver. Ich muss unbedingt umdrehen, denn wenn es nur ein wenig schlechter, steiler, schotteriger, zerfurchter würde, käme ich wirklich keinen Meter mehr weiter - und von den hinter mir liegenden Kilometern weiss ich wenigstens, dass sie irgendwie befahrbar sind! Ich frage mich, wie TomTom dies als Straße anbieten kann, wie die Albaner annähernd auf die Idee kommen, mich (bzw. Franz) dort hinzuschicken und wo um Himmelswillen der Sprinter mit den Frauen herkam?
Schweißgebadet arbeite ich mich den selben Weg wieder zurück und gelange bei einsetzender Dunkelheit in den Ort Çorovoda, wo ich auf dem erstbesten Parkplatz stehen bleibe, meinen Franz liebkose und im Geiste ein Kerzenmeer voller Dankbarkeit entflamme.