song des tages: "i believe" rilan & the bombardiers
Mehr zum Campingplatz im mazedonischen Teil des Ohrid-Sees:
Mehr zum Campingplatz der netten Familie Kapxhiu in Peshkopia:
Einen Verabschiedungskaffee möchte mir der Restaurantchef noch kredenzen (etwas verfeinert mit "guuuud albanian Cognac"!) und drückt mir dann auch noch eine Bierflasche in die Hand. Er ist wirklich nett, trotzdem wollte ich ihm nicht meine Telefonnummer geben...
Als erste Tat des Tages (was nix mit dem Schuss im Espresso zu tun hat!) lande ich im Ort Lin am Ende der Sackgasse und muss laut über mich lachen über meine Sturheit, einfach mal überall rein zu fahren (auch wenn die Gasse noch so schmal ist). Zum Glück lacht der Alte am Ende der Straße mit mir und ich kann auf dem Miniplatz ganz gut wenden. Und beim zweiten Vorbeifahren winkten mir die Anwohner irgendwie noch viel freundlicher zu...
Ich will in den Norden und dazu nicht über Tirana's Autobahnnetz. Also entscheide ich mich für den kürzesten Weg geradeaus durch Mazedonien. Tja - und da rächt sich eine fehlerhafte Reiseplanung: für die (seit nur einem Monat) abgelaufene grüne Karte muss ich sowohl bei der Einreise nach Mazedonien, als auch wieder nach Albanien je 50 Euro blechen. Ich ärgere mich (trotz Riesenloch in der Reisekasse) nicht allzusehr, sondern verbuche es als gerechte Strafe für eigene Schlamperei. Zudem erlebe ich bei den Formalitäten auf mazedonischer Seite, wie stark sich eine Amtsstube von drei Damen zuqualmen lässt (unglaublich!) - und auf albanischer Seite werde ich von drei jungen Männern (zum Trost für das viele verlorene Geld: Je Grenze fünf Bauarbeiter-Tageslöhne erzählen sie mir nachher) zum Kaffee eingeladen. Eine Stunde verbringen wir an der Grenzstation und ich versuche möglichst viel "Insider-Wissen" von leidlich gut deutsch und englisch sprechenden Albanern zu erfahren: Unter anderem erzählen sie, dass hier bei dieser Arbeitslosenquote und diesen korrupten Verhältnissen definitiv keine Perspektive besteht. Eigentlich seien (wie sie) sowieso schon alle albanischen Männer im Ausland...
(Nord)Mazedonien (auf diese exakte Bezeichnung besteht der Grenzer) empfängt mich vielsprachig! Erst mit deutscher Straßenbeschilderung (wozu das Hütchen "Radrennen" dort stand, konnte ich allerdings nicht erkennen - vielleicht nur Deko?), dann erstaunten mich die dreisprachigen Ortsbezeichnungen und dann das perfekte Englisch des überaus netten jungen Campingplatz-Betreibers, der mich gleich ansprach, als ich nur kurz zum Fotografieren hielt. Geschäftstüchtig lädt er mich zum Kaffee am See ein und wir haben ein sehr interessantes Gespräch über mazedonischen Tourismus. Überhaupt ist in Mazedonien alles - trotz kyrillischer Schrift - sehr viel westlich-gediegener und irgendwie scheint es insgesamt wohlhabender (oder kaufen sie sich erst das Haus und dann das Auto - anders als die Albanier?). Ich will unbedingt in Ruhe wieder kommen!
In Mazedonien ist die Straße (langweilig) gut geteert, in Albanien geht es dann wieder sehr rumpelig zur Sache und alle Konzentration liegt auf den wirklich tiefen Schlaglöchern! Selbst in der Stadt Peshkopia "zieren" sicher 10 cm tiefe, säuberlich gefräste Rechtecke die Hauptstraße. Spannend! Als ich einen Polizisten fragend "Camping" zurufe (weil der Platz auf der Park4Night-App nicht ganz genau im Straßengewirr eingezeichnet ist), hält er sogleich die nächste Passantin an, die Englisch kann. Sie setzt sich in ihren schicken Audi und geleitet mich die paar fehlenden Meter ans richtige Tor. Sooooo toll süß! Falimenderit (Danke): das allerwichtigste Wort hier für alle Nettigkeiten aller Leute!
Und ich parke im Garten von einer wunderbar freundlichen Frau und ihrer Familie mitten in Peshkopia. Ich bekomme Strom per Mehrfachsteckdose bis ins hinterste Eck gelegt, einen türkischen Kaffee mit eingelegtem Pfirsich, bis die Dusche warm genug ist und verbringe erfrischt und fröhlich den Abend bei freiem Wlan im Garten.
Was braucht man mehr?