camperleben
Song des Tages: „First Light“ Turner Cody
„Das gute Leben ist ein Prozess, nicht ein Zustand von Sein. Es ist eine Richtung, nicht ein
Bestimmungsort.“
Carl Rogers
Im Morgengrauen trinke ich meinen Kaffee am Fenster und sehe der Küste zu, wie sie sich in den ersten Sonnenstrahlen an uns vorbeischiebt. So sanft und warm – und einladend! Kalimera
Griechenland!
Mein „Navigationsplan“ steht schon lange fest: in Patras runter von der Fähre, links abbiegen und dann die Küste entlang, das Meer immer linkerhand im Blick, einmal rund um den Peloponnes und
stehenbleiben, wenn es sich gut anfühlt. Also raus ins volle Stadtgewimmel. Ich fühle mich plötzlich sehr glücklich hier zu sein, in diesem Chaos aus Menschen und Fahrzeugen. Die Griechen
überqueren die Straße mit absoluter Gleichmut und der offenbar unumstößlichen Gewissheit, dass ihnen nichts passieren wird, weil hier jeder auf jeden achtet! Das Mütterchen humpelt in
Schneckentempo über die Hauptverkehrsader und auch wenn die Mopeds mit hauchdünnem Abstand an ihr vorbei preschen, so bleibt sie gelassen auf ihrem Weg. Der Vater mit seiner kleinen Tochter
kreuzt seelenruhig auf dem Rad von rechter nach linker Spur und niemand beschwert sich oder nimmt ihm die Vorfahrt. Welch Selbstbewusstsein! Ich sehe keine einzige bedrohliche Situation, obwohl
alles durcheinander wuselt, denn alle Augen scheinen auf Alles gerichtet zu sein. Sehr laute Musik trägt mich raus aus dem Gewühle auf die alte Landstrasse und führt mich an die Küste, der ich ab
jetzt folgen werde.
Den ersten Abend in Griechenland verbringe ich als einziger Gast auf einem sehr einsam gelegenen Campingplatz unter Horden von Zikaden. Was für ein Lärm! Im Kerzenschein klebe ich ein zweites,
selbstgeschnittenes Blümchen auf Franz, taufe ihn offiziell mit seinem silbernen Namen am Heck und genieße ich mein Camper-Leben: den ganzen Tag Luft und Sonne auf meiner Haut, das gesamte Leben
im Freien, die Waschbecken unter Bäumen - minimalster Komfort und maximalste Lebensqualität.