song des tages: "bad girls " kid francescoli
Mehr zum Campingplatz in Peshkopia bei der netten Familie Kapxhiu:
Mehr zur Fähre auf dem Komani Lake:
Die so nette Mama des Platzes macht mir wieder einen lecker türkischen Kaffee zum Niederknien. Wir unterhalten uns eine Weile in dem netten Hüttchen, sie erklärt mir ihre Familiensituation (alle Söhne in Deutschland...), zeigt mir, was sie im Garten/ Campingplatz gerade alles bauen lässt (tolle Sanitäranlagen, Strom...) und berichtet von ihrem Rheuma, das sie im Schwefelbad behandeln lässt. Das will sie mir zeigen! Und ich will das natürlich sehen! Kurzerhand fährt uns der Handwerker (der gerade am Bodenlegen der neuen Duschen ist) ein paar Meter den Berg hinauf und ich darf mich im Schwefelbad umsehen (und -riechen). Welch toller EInblick in den Alltag dort! Es gib EInzel-und Doppelbadewannnen (NUR für Verheiratete oder Mama mit Kind), die mit heißem, stinkendem Thermalwasser gefüllt werden. Im Gang stehen die Leute Schlange und warten (scheinbar) geduldig. EIne Badewanne kostet 1.- Euro/ Person und hilft super gegen Rhema und Rückenschmerzen. Ich hätte so große Lust, hier einfach mal ein Bad zu nehmen. Wieder bedauere ich meine Eile, aber lieber kurz sehen, als gar nicht...
Mehrfach warnt mich meine Gastgeberin, dass die Strecke nach Fierzë sehr, sehr kurvig ist (und wedelt anerkennend mit den Armen, dass ich das freiwillig fahren will) - also mache ich mich auf eine anstrengende Fahrt gefasst. Ich will unbedingt an diesen Koman Stausee, denn ich habe von einer kleinen Fähre gelesen, die mich und Franz ein Stück weit mitnehmen könnte und das will ich mir nicht entgehen lassen. Gestern Abend habe ich noch über die schicke Webseite der Fährgesellschaft eine Reservierung abgeschickt, wobei ich mir sicher bin, dass kein Platzproblem bestehen wird.
Über elegant geschwungenes Hügelland fahre ich auf echt guten Straßen so dahin. Heute gönne ich mir tatsächlich mal ein kleines Mittagessen zum Aussicht genießen, denn mein TomTom sagte insgesamt nur 4 Stunden Fahrtzeit voraus und ich bin früh dran.
Ich komme im Schneckentempo vorwärts! Die Strecke führt mich tief in die verstecktesten Täler hinein, ich sehe nur noch grün und Kurven. Spektakuläre Ausblicke begeistern mich. Ich kurble mich und Franz bergauf, um mich dann wieder mit Motorbremse bergab zu kurbeln. Es ist anstrengend! Aber so schön! Und bis auf ein paar Lücken durch (zum Glück schon geräumte) Bergrutsche, ein paar abgebrochene Ränder oder abgesunkene Teerdecken ist die Straße ganz wunderbar! Ich genieße sehr - aber irgendwann ist klar, dass das doofe Navi nicht einen Hauch Realitätssinn besitzt und jede Minute, die ich fahre, auf die errechnete Ankunftszeit draufschlägt. Google Maps zeigt es realistischer: für die 198 km prophezeit es 5,5 Stunden. In Wahrheit habe ich 8 Stunden (mit 15 Minuten Pause) gebraucht - und habe nicht getrödelt! Einen EIndruck der Streckenführung auf den Karten unten. Meine tiefste Verbeugung vor allen Straßenkonstrukteuren und Bauarbeitern vor dieser Meisterleistung!!
Was bin ich froh, als ich um 18 Uhr, kurz bevor die Sonne hinter den Bergen verschwindet, den anvisierten Fähranleger am See finde. Dezent ausgeschildert werde ich wieder daran erinnert, dass hier im Sommer wahrscheinlich auch der Touri-Punk tobt. Im Moment, in dieser frühen Frühsaison habe ich den EIndruck, dass ich wirklich fast alleine unterwegs bin. Ganz selten überhole ich einen deutschen oder niederlandischen Kastenwagen, oder ein Schweizer Weltreisemobil kommt mir entgegen. Heute traf ich eine Truppe englischer (Senioren-)Biker, die echt sportlich die Kurven gepresst sind... Aber sonst ist nicht viel los zur Zeit, was mich natürlich freut.
Im Haus neben dem Anleger frage ich die biertrinkenden Männer nach einem Ticket. Wie ich online gelesen hatte, errechnet sich der Preis nach Quadratmeter des Wohnmobils. Von einer Reservierung über die Webseite hat er nichts gehört, er schreibt mir einen Preis auf, den ich deutlich zu teuer finde. 66 schreibt er, nachdem ich meine Augenbrauen runzle, geht er auf 60 Euro runter - ich habe erstens was von 56 im Kopf und zweitens las ich auf der Webseite, dass man nur ja keine gefälschten Tickets auf der Strecke kaufen solle - gezahlt würde an Bord. Also rufe ich die Fährgesellschaft an, der Mann erklärt relativ verständlich auf englisch, dass noch ein Platz für mich frei sei, eine Reservierung hat er nicht, aber ich solle ihm an diese Nummer eine SMS schicken, dann sendet er sogleich eine "confirmation" zurück. Wunderbar. Das erkläre ich dem Ticketverkäufer vor Ort und er erlaubt mir, die Nacht auf dem Schotterplatz zu verbringen.
(Die confimation ist übrigens nie gekommen, dafür in der Nacht noch eine Antwort auf meine Reservierungs-Mail, dass die Fähre ausgebucht ist... So ist das hier.)
Ich mache mir ein Bier auf, sehe der untergehenden Sonne zu, höre die laute Diskomusik aus dem Haus und überprüfe mein Bauchgefühl, ob es richtig ist, hier zu übernachten. Normalerweise bleibe ich nicht an einem Ort, wo nur Männer sind, die mein Alleinsein deutlich bemerkt haben. Aber die Jungs sind völlig desinteressiert, kein einziger Blick und kein Wort, ich stehe abseits und in "Fluchtposition", mein Auto ist gut gesichert und überhaupt habe ich hier ein ganz gutes Gefühl.
Gute Nacht!

