Tag 5: aus dem Südosten -> an den Ohrid-See


song des tages: "love & hate" Michael Kiwanuka


Mehr zum Campingplatz im Wald:

"Farma Sotira"


Nach dem sehr stürmischen Tag und der "rauschenden" Nacht ist es plötzlich ganz still im Wald, nur das laute Vogelkonzert lässt mich gemütlich aufwachen. Da mir ein Frühstück angeboten wurde (in den 15 Euro Übernachtungsgebühr inkludiert)  nehme ich es zur vereinbarten Zeit in einem der kleinen Hüttchen ein: Rührei, Feigengelee, Butter, Schafskäse, Brot. So lecker! Ich setze mich spontan zu einem Dresdner Paar, denn ich muss unbedingt wissen, wie sie es mit ihrem nagelneuen Wohnmobil hierher geschafft haben. Ich war gestern auf dieser Piste so unendlich froh, mit einem alten, stabilen und vor allem kurzen Mobil unterwegs zu sein... Sie kamen allerdings aus der entgegen gesetzten Richtung (aus Norden) und waren locker drauf, obwohl sie die Straße auch als sehr schlecht bezeichnet haben... Sie wussten allerdings noch nicht, WIE schlecht sie werden wird... Aber Respekt für alle, die hierher mit teuren, längeren Mobilen fahren: ich möchte nicht tauschen! (Allerdings habe ich hier ausser diesem einen auch kein einzig anderes gesehen.)

 

Es war ein sehr interessantes Gespräch und ich habe ein bisschen die Zeit vergessen. Trotzdem nehme ich noch sehr gerne einen leckeren (handgemahlenen) Espresso zwischen unseren Autos, um gestärkt los zu kommen. Die Straße ist mittelgut, aber OK zu fahren. An einem besonders schönen Aussichtspunkt in einer Kehre mache ich tatsächlich mal eine Kaffeepause, um die Stille hier oben zu hören. Dies wäre ein perfekter Übernachtungsplatz gewesen, wenn ich gestern Abend nicht vorher (rechtzeitig) über den Campingplatz gestolpert wäre...

 

Es ist schön hier oben. Die Dörfer sind irgendwie aufgeräumter, fertiger. Trotzdem sieht alles irgendwie grau aus: es ist eine seltsame Luft hier. Ein ganz diesiger, grau-weißer Schleier liegt über allem und es kann nicht nur der viele Staub sein. Irreale Farben.

(Nachtrag: inzwischen habe ich erfahren, dass zur dieser Zeit ein Sahara-Sand-Sturm über ganz Europa gefegt ist, von dem ich natürlich wegen Nullkontakt zu Nachrichten nichts wusste...)

 

Hinter der hohen Bergkette verborgen liegt direkt Griechenland. Ein Katzensprung zu meiner anvisierten Fähre von Igoumenitsa aus, die ich in ein paar Tagen besteigen werde - aber ich bleibe straight auf dem Weg nach Norden, denn ich will noch was sehen.

 

In der Stadt Korça will ich mir in einer Markthalle noch etwas zum Essen holen und bin baff, wie modern das Gebäude ist. Ich entscheide mich für den kleinsten Stand, kaufe Schafskäse, Eier und irgendwas in einer Flasche und der Alte freut sich über "Bayern München" und schenkt mir am Ende noch ein frisches Ei von seinen "GackGackGack" dazu... So süß!

 

Von der wirklich ganz guten, nur ein wenig rumpeligen Straße lasse ich mich bis an den Ohrid-See führen: ich vermute dort einige Camping- oder Freistehplätze. Erst führt die Schnellstraße allerdings direkt am See entlang und die drei ans Ufer gequetschten Plätze mag ich nicht. Also folge ich einer kleinen Straße, um mal zu sehen, was sich im ruhigeren Teil finden lässt. Einen großen Campingplatz lasse ich rechts liegen, weil ich heute keinen CP brauche und man ausserdem nicht direkt am Wasser stehen kann... Als ich mich an dem Restaurant "Korca" kurz orientieren will, kommen Chef und Koch heraus, laden mich auf den Platz ein (kostenlos - allerdings wird er im Sommer sicher etwas verlangen) und wir verabreden, dass ich später die berühmte "Koran"-Forelle nach lokaler Art gekocht bekomme.

 

Es ist schon ein wenig seltsam, als einziger Gast im Lokal zu sitzen. Aber unter dem Klangteppich der lauten Sportnachrichten, mit zwei Dominospielern als Begleitung und einer gemeinsamen Zigarette kommen der Chef Goni und ich ins "Gespräch"... es ist zu schade, dass Sprache so oft verhindert, sich wirklich zu unterhalten - aber wir beide fanden es trotzdem nett und das ein oder andere kann man sich in albanisch-italienisch-englisch-deutsch dann doch erzählen...

 

Es ist eiskalt, als die Sonne hinter dem Berg verschwindet. Aber eIn kleines Bier geht noch auf den dreifingerhohen Raki des Hauses, um einen ruhigen Blick auf den dunklen See zu werfen...