Tag 14 : Scurie -> Ullapool


fahrspass durch grau zum sonnenuntergang


Song des Tages : „Ain't Nobody's Business“ scott hamilton & karin krog


Es ist grau, grau, grau. Die Wolken legen sich quasi aufs Meer, ich stehe mittendrin. Diese Gelegenheit nutze ich doch mal wieder zum Arbeiten, mache mir einen Tee, zünde eine Kerze an, Heizung auf Vollgas (hoffentlich reicht mein Gas: ich habe bei allen Gasflaschengeschäften geguckt und bislang nicht die kleinen grauen Flaschen gefunden, die ich brauche...).

 

Mittags muss ich vom Platz, erledige noch rasch die wichtigsten "Hausarbeiten" und entlasse mich und Franz aus der heimeligen Geborgenheit dieses sympathischen Platzes in das fiese Grau. Trotz der schlechteren Sicht will ich auf den kleinsten Straßen bleiben und werde mit lichtendem Nebel und Trockenheit beglückt. Ideales Wetter für die Midgies habe ich gelesen: schummriges Licht (also wolkenverhangenes Wetter oder Dämmerung), schön hohe Luftfeuchtigkeit und Windstille treiben die Mücken zur Jagd auf Menschen - und in dem Fall mich. Bei jedem Stop bin ich sofort umhüllt, auch zum Franz ans offene Fenster kommen sie prompt, wenn ich kurz stehen bleibe. Ich ignoriere sie (zum Glück kann man sie nicht hören, das macht die Sache angenehmer) und bin wieder (oder immer noch) im totalen Fahrspaßrausch... DAS sind Strecken nach meinem Gusto!

 

Als quasi einziger Gegenverkehr kommt mir eine Horde "Rallye"fahrer entgegen: aufgemotzte, strahlend polierte Old- und Youngtimer, alles britische Fahrzeuge. Ja, das ist auch für "Rennwagen" eine wirklich perfekte Strecke, allerdings etwas lästig für mich. Über die ersten 10 habe ich mich noch gefreut, aber die "Single Trail Roads" zwingen zum Ausweichen und da die Rallyekollegen oft in Gruppen kommen, bin ich diejenige, die ins (tiefe!) Matschloch neben dem zu schmalen "Passing Place" fährt. Etwa 50 Wagen drängen mich immer wieder (freundlich winkend) zur Seite, zwei Mal drehen Franz' Räder beim Anfahren heftig durch, ich höre das jaulig-motzige Geräusch der Reifen und meinen Herzschlag und sehe gleichzeitig die Autos im Rückspiegel verschwinden, statt mir als eventuelle Hilfe zur Seite zu stehen... Naja. Cool bleiben!

 

Die Farben sind heute herrlich pastellig-grau-matt und trotzdem so wunderschön. Olivgrünbraun, Trübblassblau, Grau in alles Schattierungen (habe ich schon mal erwähnt, dass Grau meine zweite Lieblingsfarbe ist?) - auch wenn es nicht so knallt, wie gestern: ich liebe (auch) diese Stimmung.

 

Das Hinweisschild zum "Stoer Head Lighthouse" lässt mich spontan abbiegen: will ich sehen. Schön! Steilklippe, heftige Brandung, Schafe, Leuchtturm: genau hier habe ich mich hergewünscht, als ich mir Schottland ausdachte. Sehr, sehr schade, dass ich nicht länger bleiben kann. Auf dem Parkplatz ist ein eindeutiges Übernachtungs-Verbotsschild und ausserdem ist es auch noch deutlich zu früh am Tag zum Stehenbleiben... also genießen, verinnerlichen und dann weiter.

 

Die Sonne arbeitet sich immer weiter heraus und als ich den Hang zum Städtchen Ullapool (welch hübscher Name) herabfahre, wird dieses golden erleuchtet... Ich kreuze einmal durch die Stadt und finde zufällig ein Hinweisschild zum Campingplatz. Nagut. Dann bleibe ich hier. Ein kurzer Gang durch den Ort und ein langer, feiner Abend am Strand: der erste wirkliche Sonnenuntergang - hachja!

 

 

 

 




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